Ganz so abwegig ist der Gedanke ja nicht, denn heute streikt in Österreich die ÖBB und das bedeutet
für viele Menschen tatsächlich ein Problem für den Arbeitsweg.
Aber die Frage geht eher in die Richtung „Was oder wer wärst du, wenn du nicht arbeitest?“
Der erste Gedanke ist vielleicht „arbeitslos“, aber das ist ja gewöhnlich kein Zustand den den man auf
Dauer aufrecht halten möchte. Es kommt nicht von ungefähr, wenn arbeitslose Menschen
überdurchschnittlich oft depressive Erkrankungen entwickeln.
Wer das Pensionsalter schon vor Augen hat, für den oder die wäre das natürlich eine Option. Was
sich am Anfang wie ein langer Urlaub anfühlt, kann allmählich zur Belastung werden. Jetzt stellt sich
nämlich der Effekt ein, dass viel Zeit aber wenig Geld zur Verfügung steht oder keine passende
Begleitung, mit der die Freizeit genossen werden kann. Ich erlebe immer wieder, dass Menschen aus
der Pension heraus wieder beginnen zu arbeiten, entweder ehrenamtlich oder geringfügig
beschäftigt und dass Unternehmer:innen erst gar nicht zum erstmöglichen Zeitpunkt in Pension
gehen.
Der Gedanke dauerhaft nicht zu arbeiten ist leichter zu erfassen, wenn man sich vorstellt, es würde
ein bedingungsloses Grundeinkommen geben. Das bedeutet du würdest z.B. € 1200,- bekommen,
ohne dafür etwas leisten zu müssen.
Na gut, davon kann man leben, aber nicht gut. Es stellt sich also die Frage was machst du trotzdem?
Würdest du gar nicht mehr arbeiten? Weniger? Was anderes? Ehrenamtlich? Würdest du
weiterarbeiten und das Geld z.B. für Weiterbildung verwenden oder sparen?
Der Gedanke mit dem bedingungslosen Grundeinkommen bringt uns der Frage näher „Würde ich
noch das tun, was ich jetzt tue?“ und wenn nicht, „Was würde ich dann tun?“:
mehr Zeit für die Familie haben, Hobbys und Leidenschaften nachgehen, sich für soziale oder
politische Anliegen engagieren, sich weiterbilden und dadurch neue Möglichkeiten eröffnen?
Ja, das wäre alles möglich, wenn es nicht am Geld scheitert. Und wenn Geld nicht wichtig ist, was ist
dann deine Entscheidung, ganz spontan?!
Arbeit ist viel mehr als Geld verdienen. Sie strukturiert unseren Alltag, wirkt identitätsstiftend, hat
eine soziale Funktion und hält unsere Wirtschaft am Laufen. Sie bestimmt unseren Selbstwert mit,
sorgt für Prestige, gibt uns die Möglichkeit durch Leistung selbstwirksam zu werden.
Also, wenn Arbeit so wichtig ist und gleichzeitig ein so großer Teil unserer Lebenszeit ist, dann sollte
sie doch so genutzt werden, dass du damit Sinn, Freude, Erfüllung und Wirksamkeit erlebst.
Wie sieht das bei dir aus?
Wenn du weißt, was du gerne machst und auch gut kannst, du damit Geld verdienen könntest und
du eine wichtige Funktion für die Gesellschaft erfüllen kannst, dann hast du sinnvolle und erfüllende
Arbeit – ich gratuliere dir.
Wenn du in einem oder mehreren Punkten noch unsicher bist, lade ich dich herzlich ein, dir
Unterstützung in dieser Frage bei mir zu holen. Gemeinsam können wir die offenen Punkte
betrachten und ein paar Ideen entwickeln, was sonst noch für dich möglich wäre. Solltest du
jemanden kennen, der oder die eine solche Unterstützung brauchen könnte, sie sich aber nicht selbst
gönnen würde, dann gibt es bei mir auch Gutscheine zu kaufen, die sich hervorragend als
Weihnachtsgeschenk eignen.
Deine Claudia